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                                    13Auf dem Weg zur demenzfreundlichen GesellschaftD%u00e9sir%u00e9e von Bohlen und Halbach erlebte, wie %u00fcberfordert die meisten Angeh%u00f6rigen von Demenzerkrankten sind. Um ihnen zu helfen, gr%u00fcndete sie 2017 %u201eDesideria Care%u201c. Ziel ist neben konkreten Hilfen eine gesellschaftliche Einstellungs%u00e4nderung gegen%u00fcber Demenz. Wie entstand die Idee zu Desideria?W%u00e4hrend meiner vier Jahre als Leitung des Ehrenamts der Malteser Tagesst%u00e4tte f%u00fcr Menschen mit Demenz pr%u00e4gte mich die Not vieler Angeh%u00f6rigen. Als dann meine Tochter an Magersucht erkrankte, erlebte ich pers%u00f6nlich, wie wertvoll es ist, sich als Angeh%u00f6rige begleiten zu lassen und neutrale Ansprechpartner au%u00dferhalb der Familie zu haben. Das hatte ich im Hinterkopf, als ich meine Ausbildungen zum systemischen Coach, zur familientherapeutischen Beraterin und zur Silviahemmet-Demenztrainerin machte. Diese Ausbildung wurde im Rahmen der Silviahemmet-Stiftung in Schweden entwickelt, die von meiner Tante, K%u00f6nigin Silvia, gegr%u00fcndet wurde, deren Mutter an Demenz erkrankte. Sie ist mir ein gro%u00dfes Vorbild.Wie kam es dann zur Gr%u00fcndung?2017 habe ich den Verein Desideria Care e.V. gegr%u00fcndet, kurze Zeit danach trat Anja K%u00e4lin, Kollegin und Familientherapeutin, dem Vorstand bei. Wir erg%u00e4nzten uns gut, denn sie brachte ihre Erfahrungen als Tochter einer demenziell erkrankten Mutter ein. Im Gegensatz zu den Erkrankten erhalten Angeh%u00f6rige wenig Unterst%u00fctzung, dabei k%u00fcmmern sich 70 % von ihnen um sie zu Hause, 70 % davon sind Frauen. Ziel von Desideria Care e.V. ist, Hilfe zur Selbstf%u00fcrsorge anzubieten, um Lebensqualit%u00e4t und Zukunftsperspektiven zu erhalten.Was sind Philosophie und Hauptanliegen?Es geht darum, Demenz ganz neu zu sehen, Angeh%u00f6rigen dazu zu verhelfen, anders damit umzugehen. Es gibt auch viele sch%u00f6ne, sogar lustige Momente, vorher ist es aber n%u00f6tig, die Situation zu akzeptieren und nach dem ersten Schock der Diagnose einen anderen Blickwinkel bzw. eine neue Einstellung zu finden. Es geht aber auch darum, das angst einfl%u00f6%u00dfende Bild der Demenz abzubauen. Unser Ziel ist es, eine Haltungs%u00e4nderung in der Gesellschaft zu bewirken.Wie ging es weiter? Corona hat Ihnen zu neuen Wegen verholfen %u2026Unser Coaching-Angebot wurde anfangs nur wenig angenommen. Wir gr%u00fcndeten daher %u201eMusik im Kopf%u201c, das Familien mit demenzerkrank ten Angeh%u00f6rigenerm%u00f6glichte, an Musikangeboten teilzunehmen. Hinzukam ein Fotowettbewerb und dann ein Wissenspro gramm, das auch den Austausch unter den Angeh%u00f6rigen f%u00f6rdert. Mit Corona kamen Onlineformate auf, die den deutschlandweiten Austausch der Angeh%u00f6rigen erm%u00f6glicht. Au%u00dfer f%u00fcr Coach ing und Online-Impulsvortr%u00e4ge von Experten ist durch F%u00f6rderung und Spenden alles kostenlos. Dazu geh%u00f6rt auch die Podcast-Reihe meiner Kollegin Anja K%u00e4lin und der Bloggerin Peggy Elfmann, zwei Frauen mit demenzerkrankten Angeh%u00f6rigen, die sich %u00fcber viele Themen austauschen.Ihr Anliegen ist eine demenzfreundliche Gesellschaft %u2026Es ist wichtig in die Gesellschaft rauszugehen und dar%u00fcber zu reden. Wenn man selbst anf%u00e4ngt, dann %u00f6ffnen sich andere. Deshalb ver%u00f6ffentlichen wir auch regelm%u00e4%u00dfig Mutmachgeschichten, um im Schneeballsystem das Tabu abzubauen. Wir m%u00fcssen als Gesellschaft mehr zusammenr%u00fccken, netzwerken und uns zu einer %u201eCaring Society%u201c entwickeln.Inwiefern haben Ihnen Ihre Kontakte geholfen?Ich bin damit gro%u00dfgeworden, dass ich keine Fehler machen darf und Vorbild sein muss. Mein Vater sagte immer: %u201eMit dem Namen musst du besser sein als die anderen.%u201c Das war eine gro%u00dfe B%u00fcrde und entsprach mir gar nicht. Inzwischen setze ich aber meinen Namen ein, um den Verein sichtbar zu machen und etwas zu bewirken. Wie geht es weiter?Um unsere Arbeit finanzieren zu k%u00f6nnen, brauchen wir %u2013 neben den projektbezogenen Stiftungen %u2013 mehr Spender. Es braucht auch andere L%u00f6sungen auf vielen Schultern. Wir bauen gerade einen Freundeskreis sowie eine Community auf, bei der pflegende Angeh%u00f6rige Mitglieder sind und die Angebote g%u00fcnstiger erhalten. PORTR%u00c4T D%u00e9sir%u00e9e von Bohlen und Halbach
                                
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